Geburtsbericht – Die Geburt unserer Kleinen
Wie ihr wisst, ist die Familie Freigeist im Juni um ein Familienmitglied reicher geworden. Die Geburt unserer Kleinen hat stattgefunden. Sie hat uns komplett gemacht! Im Folgenden könnt ihr den Geburtsbericht dazu lesen.
Geburtsbericht – Es geht los!
An einem Montag Nachmittag hatten wir Besuch von einer lieben Freundin und ihren beiden Kindern. Unsere Großen planschten und spielten im Garten, während meine Freundin und ich auf der Hollywoodschaukel endlich mal wieder Zeit zum quatschen hatten. Und ich sagte noch zu ihr, dass ich es am Besten fände, wenn es einfach „platsch“ machen würde – Blasensprung und los geht’s!
Am Abend, als die Große dann schlief, haben mein Mann und ich den Tag dann ebenfalls auf der Terasse ausklingen lassen, uns blendend unterhalten und alles war irgendwie total chillig. Naja, jedenfalls bis wir entschieden langsam reinzugehen und noch 1-2 Folgen unserer aktuellen Lieblingsserie zu streamen. Ich machte es mir also auf dem Sofa bequem, während mein Mann noch den Garten aufräumte. Als er reinkam war es allerdings mit der Ruhe vorbei, denn ich begrüßte ihn mit den Worten „soeben ist meine Fruchtblase geplatzt“. Tatsächlich machte es sobald ich am Sofa lag „knack“ und ich dachte sofort „das war jetzt die Fruchtblase“. Ich kannte das ja schon von der ersten Geburt. Hier könnt ihr den Geburtsbericht unserer Großen nachlesen.
Als aber erstmal alles trocken blieb wurde ich unsicher, ob ich das richtig gedeutet hatte. Doch beim Aufstehen gab es dann keinen Zweifel mehr.
Ich schrieb also sofort, bevor ich irgendwas anderes tat, meiner Doula und bat sie vorbeizukommen. Zum Glück wohnt sie nur zwei Straßen weiter und war schnell da. Eine Doula ist eine Geburtsbegleiterin (allerdings ohne medizinische Ausbildung) und unterstützt die werdene Mutter oder auch Eltern während der Geburt. Wir hatten sie engagiert, weil mein Mann bei der Großen bleiben musste und ich die Geburt nicht alleine bestreiten wollte. In einem weiteren Blogpost werde ich euch die Doula und ihre Aufgaben aber noch genauer vorstellen.
Geburtsbericht – Auf ins Krankenhaus
Bis die Doula und das von meinem Mann gerufene Taxi eintrafen, hatte ich (trotz Handtuch in der Unterhose) drei Hosen mit Fruchtwasser getränkt. Wir beschlossen, dem Taxifahrer nichts zu verraten. Ich setzte mich kommentarlos auf eine Plastiktüte plus Handtuch und überließ den Rest der Fantasie des Taxifahrers. Spätestens beim Fahrtziel konnte er sicherlich eins und eins zusammenzählen…
Am Krankenhaus angekommen (zum Glück ohne Pfütze im Taxi), musste ich mich erstmal bei der Kreißsaalambulanz anmelden und anschließend ca. 20 Minuten auf eine freie CTG-Liege warten. Mit mir warteten dort übrigens noch mindestens zwei weitere Schwangere, eine davon schon mit deutlichen Wehen. Bei mir tat sich diesbezüglich zu diesem Zeitpunkt bis auf ein gelegentliches Ziehen noch nicht viel. Auch beim CTG scherzte ich noch lustig mit der Doula. In dem Raum standen 3 CTG-Liegen, ich in der Mitte, links und rechts jeweils eine weitere Schwangere mit Wehentätigkeit. Immerhin waren die Liegen durch Raumteiler voneinander abgetrennt.
Geburtsbericht – Die Diskussionen
Das Scherzen blieb mir aber dann doch recht schnell im Halse stecken, denn von jetzt auf gleich kamen die Wehen im 3-Minuten-Takt und der Druck nach unten wuchs. Ich hatte das Gefühl eines Geburts-Deja-vus, denn die Geburt meiner Großen lief ganz ähnlich ab (Blasensprung, heftige und schnelle Wehen etc.). Schon bei der Anmeldung erklärte ich, dass die Geburt meiner Großen nur knapp 2.5 Stunden dauerte und ich Bedenken hätte, dass es wieder so schnell gehen könnte. Damals war der Muttermund in rekordverächtigen 20 Minuten von 2 auf 8 cm geöffnet. Meine Bedenken wurden kommentarlos zur Kenntnis genommen (oder auch nicht) und ich wurde (trotzdem) für 30 Minuten ans CTG gehängt.
Ich klingelte also nach der Hebamme und erklärte ihr, dass der Druck nach unten schon da ist und ich jetzt gerne etwas gegen die Schmerzen hätte und in einen Kreißsaal wechseln möchte. Diese entgegnete eine Spur zu gelassen, dass das noch Stunden dauern könne und im Moment sowieso noch kein Kreißsaal frei wäre. Inzwischen leicht hysterisch tat ich daraufhin lautstark kund, dass das nicht mehr lang dauern wird und ich JETZT SOFORT etwas gegen die Schmerzen bräuchte. Endlich bat die Hebamme die Begleitpersonen der anderen am CTG hängenden Schwangeren (ihr erinnert euch) den Raum zu verlassen, um mich bzw. meinen Muttermund untersuchen zu können. Sie erzählte etwas von 2 cm und ich dachte wirklich, sie wolle mich veräppeln.
Wieder betonte ich, dass das Kind gleich käme und ich immernoch etwas gegen die Schmerzen bräuchte. Und ich, by the way, nicht vorhatte, das Kind HIER auf der CTG-Liege inmitten anderer Schwangerer zu bekommen. Wieder untersuchte die Hebamme den Muttermund. Wieder 2 cm. Hätte ich nicht so einen Wehensturm gehabt, ich hätte wahrscheinlich wie von Sinnen losgelacht.
Geburtsbericht – Es kommt!
Eine Wehe später merkte ich (2 cm Muttermund hin oder her), dass ich pressen muss. Und siehe da, plötzlich wurde ein Kreißsaal frei. Man sagte mir, dass wir da jetzt gemeinsam hinlaufen würden. Entgeistert schaute ich die Hebamme an und fragte inzwischen ziemlich patzig, wie ich das machen solle (unter Presswehen). Ich wusste genau, wenn ich jetzt nicht sofort in den Kreißsaal komme, wird das Kind auf der CTG-Liege geboren. Also holten die Damen einen Rollstuhl (der im Nachhinein eher wie ein Bürostuhl aussah) und schossen mich förmlich im Affenzahn in den freien Kreißsaal, wo ich von einer anderen (übrigens wirklich sehr netten und aufmerksamen) Hebamme empfangen wurde. Die Doula hatte Schwierigkeiten mit meinen Sachen hinterher zu kommen.
Dort angekommen (man bedenke, ich hatte immernoch nichts gegen die Schmerzen bekommen) sagte die Doula die erlösenden Worte zu mir: „Es ist okay, die Kleine darf jetzt kommen, wir sind da!“. 3 Presswehen und ein paar Brisen Lachgas später war das Baby da! Ich war so froh, dass ich immer und immer wieder „Hallo, mein Baby“ rief, als sie es mir auf den Bauch legten und „Wir haben’s geschafft!“
Die armen Schwangeren neben mir auf den CTG-Liegen tun mir im Nachhinein ziemlich leid. Sie haben sicherlich aufgrund der Ereignisse ein Trauma davon getragen…
Die äußeren Umstände
Erst nach der Geburt (die wieder genauso lang oder kurz wie die der Großen dauerte) erfuhr ich von den völlig überfüllten Kreißsälen, dem Aufnahmestopp (der eine Stunde nach unserer Ankunft begann) usw.
Ich bin ziemlich entsetzt über die äußeren Umstände, unter denen ich meine Kleine zur Welt bringen musste. Kaum Privatsphäre, völlige Überlastung, nicht ernst genommen werden von komplett mit der Gesamtsituation überforderten Hebammen. Über die Schwierigkeit einer selbstbestimmten und achtsamen Geburt im Krankenhaus könnt ihr hier nachlesen.
Letztendlich bin ich einfach froh, diesmal den Kreißsaal doch noch VOR der Geburt von innen gesehen zu haben und bin total verliebt in unsere Kleine!
6 Kommentare
Dr. Annette Pitzer
Leider ist Deine Erfahrung kein Einzelfall. Das Gesundheitssystem kollabiert und die Verantwortlichen reagiert nicht darauf. Viele Krankenhäuser haben noch nicht einmal mehr eine Geburtsstation. Das Personal ist überfordert und reagiert dementsprechend. Ein echter Notstand.
Alles Liebe
Annette
HJG
Eine spannender, um nicht zu sagen nervenaufreibender Geburtsbericht. Vor allem wenn einem -wie in meinem Fall- das Ganze in wenigen Wochen noch bevor steht. Doch glücklicherweise hab ich die Möglichkeit im Geburtshaus vor Ort zu entbinden, in welchem die Betreuung durch zwei Hebammen gleichzeitig für eine Schwangere zu einem wirklich sicheren und guten Gefühl beiträgt, unerlässlich für eine Geburt, finde ich.
Auf den Beitrag über deine Geburtsbegleiterin bin ich schon gespannt!
Liebe Grüße aus dem Süden!
fraufreigeist
Ja, das Geburtshaus ist sicherlich eine tolle Alternative zur Entbindung im Krankenhaus. Leider gibt es bei uns in der Nähe kein Geburtshaus. Und bei unserem rasanten Tempo hatte ich (zurecht) Angst, weitere Wege auf mich zu nehmen. Sonst wäre das Kind womöglich nicht nur fast auf der CTG-Liege geboren sondern vielleicht sogar noch im Taxi. Das muss ja nun wirklich nicht sein… Für deine bevorstehende Geburt wünsche ich dir aber alles Gute, tolle Hebammen, einen starken Ehemann und einen reibungslosen Verlauf.
Zungenspitzengefühl
Dein Bericht klingt leider echt stressig, super schade. Aber erstmal Gratulation! Wünsch dir und euch alles Gute 🙂 LG Luisa von http://zungenspitzengefuehl.com/
fraufreigeist
Hallo liebe Luisa!
Ja, es war leider auch stressig und sehr nervenaufreibend. Ich würde zukünftig auch lieber zu Hause oder im Geburtshaus entbinden,wenn ich noch eins kriegen würde…
Danke für die Glückwünsche!
Maria Schwarz
Es verwundert mich sehr, dass Sie bei der Geburt in kein Einzelzimmer gebracht wurden. Ich bekomme mein Kind in ungefähr vier Monaten und bin schon sehr aufgeregt. Weil ich eine Geburtshilfe brauche, mir so viele Sorgen mache und unfassbar viele Fragen habe, werde ich mit meinem Mann zu einem Facharzt für Frauenheilkunde gehen.