Freigeist

Hausfrau – Gesellschaft vs. Frau Freigeist

Die Hausfrau aus Sicht der Gesellschaft

Hausfrau in der Küche
Hausfrau – Quelle: www.pixabay.com

Darf ich vorstellen: Das ist Sabine, 37 Jahre, von Beruf Hausfrau. Außerdem Mutter von zwei Kindern im KiTa- und Grundschulalter (fiktive Person). Für ihr Äußeres interessiert Sabine sich nicht. Sie ist meist ungeschminkt, weil sie sich mit Kosmetik nicht auskennt. Zudem ist Beauty für sie ein Fremdwort. Sabines Kleidungsstil ist einfach. Ihre meistgetragenen Stücke sind eine rot-blau-weiß-gestreifte Kochschürze und ein lila-grün-geblümter Putzkittel. Darunter Basics wie einfarbige Leggings und weiße T-Shirts. Aber wozu soll sie sich auch aufbrezeln. Nicht nötig, weil sie zu Hause sowieso nur der Postbote und ihre Kinder sehen. Beim wöchentlichen Einkauf sieht man ihr von Weitem an, was sie ist: Ein Mauerblümchen, Mütterchen – unscheinbar und unmodern.

Außer für Kochen, Putzen und Kinderhüten interessiert sie sich für nichts weiter. Ihre Hobbies beschränken sich auf Häkeln und Sticken. Häkeln von Topflappen und Besticken von Stofftaschentüchern für ihren Mann. Am Liebsten mit Blumenmustern aus den Bastelheften, die sie von ihrer Großmutter Gerfriede geerbt hat.

Ihre Lebensleitsprüche lauten: „Wir machen das so, weil wir das schon immer so gemacht haben.“ „Was der Bauer nicht kennt isst er nicht“. Sie scheint einfallslos, fantasielos und unkreativ.

Aufgrund ihrer Fantasielosigkeit liegt sie ihrem Mann Ulf auf der Tasche. Verdient nichts dazu und leistet keinen Beitrag an die Gesellschaft…

Das Zitat

„Ich habe zu viel Phantasie um Hausfrau zu sein“

Marilyn Monroe

bestärkt diese Sichtweise und dieses Vorurteil gegenüber Hausfrauen um so mehr.

Doch was ist eine Hausfrau eigentlich? Laut Duden wird „Hausfrau“ wie folgt definiert: „Einen Haushalt führende [Ehe]Frau“.

Die Hausfrau aus der Sicht von Frau Freigeist

Hausfrau mit Schürze
Quelle: www.pixabay.com

Nach dieser Definition ist im Grunde genommen (fast) jede Frau Hausfrau, die keine Putzfrau beschäftigt bzw. sich selbst um den Haushalt kümmert. Ob nun berufstätig oder nicht. Übrigens kann das genauso auch für jeden (Haus-) Mann gelten.

Ich bin zwar eine digitale Working Mum. Aber ich sehe mich durchaus auch als Hausfrau an. Denn ich halte mich momentan auch viel in den eigenen vier Wänden auf und beschäftige mich auch vermehrt mit Haushalt/Hausarbeit. Bei den sich türmenden Wäschebergen, haushohem Schmutzgeschirr und staubflusenden Fußböden, mit denen ich mich tagtäglich konfrontiert sehe, wüsste ich kaum eine bessere Bezeichnung für das, was ich (neben meinem Dasein als Bloggerin) so tue.

Nun erschließt sich mir aber der Zusammenhang vom Hausfrauen-Dasein und der von Marilyn Monroe erwähnten Phantasielosigkeit in keinster Weise. Warum sollen Hausfrauen nicht genau so kreativ sein wie jede andere Frau auch? Meiner freigeistigen Meinung nach ist diese Denkweise ziemlich kurzsichtig und voller Vorurteile.

Haben wirklich nur berufstätige Frauen (oder Männer) Fantasie? Sind also alle Hausfrauen fantasielos, ideenlos und unkreativ, während alle andere Frauen (also per Definition alle, die ihren Haushalt machen lassen) voller Ideen und Visionen stecken?

NEIN! Auf keinen Fall! Hausfrauen (und Mütter) sind absolut fleißige und durchaus kreative und fantasievolle Allrounder. Deshalb verdienen sie mindestens genauso viel Wertschätzung, wie jeder andere arbeitende oder nicht arbeitende Mensch auch.

Ein Tag Hausfrau

Gehen wir also mal einen ganz normalen Tag im Leben einer Hausfrau mit Kindern (ohne Nebenbeschäftigung) durch:

  • Weckdienst mit mindestens einer Wiederholung für einen Erwachsenen (Ehemann) und mind. 1 Kind.
  • Tisch decken, Frühstück vorbereiten
  • Kind(er) anziehen und bei der Morgenhygiene begleiten (nebenbei selbst frisch machen)
  • Kind(er) frisieren (zwei geflochtene Zöpfe)
  • Fahrdienst für die Kind(er) zur KiTa und/oder Schule und zurück
  • Einkaufen
  • Staubsaugen/ Wischen
  • Waschen/ Bügeln
  • Zubereitung des Mittag- und Vorbereitung des Abendessens
  • Kinderbetreuung ab nach Schule und/oder KiTa bis ca. 20 Uhr (oft länger)
  • Zusatzangebot: Gemeinsames Singen, Tanzen und/oder Gestalten am Nachmittag
  • Verarztung und Trost bei kleinen Wunden
  • Fahrdienst zu diversen Hobbies
  • Begleitung zu Arztterminen
  • Liebevolle Begleitung eines oder mehrerer Wutanfälle des Kleinkindes (auch gerne in der Öffentlichkeit)
  • Kind(er) bettfertig machen und bei der Abendhygiene begleiten: baden, umziehen, Zähneputzen, Toilettengang (gerne mehrfach)
  • Einschlafbegleitung für die/das Kind/er
  • Nachtbereitschaft für etwaige Alptraumbegleitung, Toilettenbegleitung, Trostspendung, Getränkezubereitung und – verabreichung, Schnullersuche etc.

Dienstzeiten: 24 Std/ 7 Tage

Und dies ist ein ganz gewöhnlicher Tag. Ohne Familienfeiern wie Geburtstage oder Feste, Urlaubsbegleitung oder erkrankte Familienmitglieder.

Hausfrau – Kreativer Allrounder

Ihr seht also: Hausfrauen sind nicht nur einfach Hausfrauen: Sondern auch noch

  • Reinigungskraft
  • Taxifahrerin
  • Zimmermädchen
  • Pflegerin
  • Frisörin
  • Ärztin
  • Kellnerin
  • Köchin
  • Erzieherin
  • Psychologin
  • Hotelfachfrau
  • Organisatorin
  • Sängerin
  • Tänzerin
  • Pädagogin
  • Künstlerin
  • Problemlöserin
  • Krankenschwester
  • Handwerkerin
  • Sandmännchen

Uvm.

Um all diese Berufe, Aufgaben und Herausforderungen meistern zu können, kann eine Hausfrau gar nicht so fantasielos, ideenlos und unkreativ sein. Sie muss organisieren, improvisieren, Probleme lösen, Eventualitäten einplanen, vorbereiten, flexibel sein und vieles mehr. Und weil sie ein Naturtalent im Zeitmanagement ist, findet sie dann auch noch Zeit für kreative Handarbeiten (Häkeln und Sticken, wie beispielsweise Sabine), neue Rezepte ausprobieren etc. Und sicherlich holt sich nicht jede Hausfrau ihre Anregungen ausschließlich aus uralten Bastelheften.

Ganz bestimmt gelingt das der einen Hausfrau manchmal besser oder weniger gut als der anderen. Aber ist das nicht auch genauso bei Working Mums oder anderen Berufstätigen? Ist da nicht auch der ein oder andere kreativere und fantasievollere Mensch dabei?

Und was den Beitrag für die Gesellschaft betrifft: Die Hausfrau tut dies für ihre Kinder und ihren Mann, für die Familie. Um auch dem Partner den Rücken freihalten zu können. Schließlich kann dieser dann Vollzeit arbeiten gehen. Zudem muss er sich nach der Arbeit und am Wochenende nicht noch um unnötig viel Hausarbeit kümmern. So steigt die Familienzeit. Und auch die Kinder können so viel Zeit mit der Mama verbringen, weil sie nachmittags den Haushalt schon erledigt hat. Sie ist also zwar evtl. finanziell von ihrem Mann abhängig. Aber er ist genauso zeitlich von ihr abhängig. Denn wenn sie die ganzen Arbeiten nicht tun würde, müsste er es selber tun. Oder stattdessen eine teure Reinigungskraft, Haushaltshilfe und lange Betreuungszeiten für die Kinder bezahlen.

Und die Gesellschaft? Muss dafür eigentlich nichts aufbringen. Nur ein bisschen Verständnis und Wertschätzung. Ist das denn wirklich zu viel verlangt?

23 Kommentare

  • Carina

    Ich bin der Meinung, dass der Beruf Hausfrau wirklich unterschätzt wird. In unserer derzeitigen Gesellschaft wird man ja schon fast schief angesehen, wenn eine Frau sagt, sie sei Hausfrau. Beleuchtet man aber die Arbeit mal ganz objektiv, dann erkennt man, was alles in den Aufgaben steckt.
    LG
    Carina

  • Gaby

    Gehört nicht der Begriff Hausfrau zu den alten Bastelheften in die Mottenkiste?

    Wenn wir Eltern Aufgaben auf Augenhöhe selbstbestimmt teilen, dann dient das jedem Familienmitglied gleichermaßen… Wir sind dann ein Ganzes, das mehr ist als die Summe seiner Teile! Starke Mütter/Väter haben starke Kinder. Stark können Eltern und insbesondere Mütter nur sein, wenn sie sich nicht ständig an Rande eines Burn-Outs entlang hangeln. Wenn die Familie ein Kraftquell für alle sein soll, braucht sie Raum und Zeit und es ist wichtig die Bedürfnisse jedes Familienmitgliedes im Blick zu haben – häufig (nicht immer) fällt das Müttern leichter und sie übernehmen gern die Funktion des „Innenministers“ im Familiensystem. Wenn Innen- und Außenminister gut zusammenarbeiten, ist das für alle Beteiligten perfekt. Die materiellen Gütern müssen dann auch gleichmäßig verteilt sein – das ist nur gerecht!

    Wir müssen Familie neu denken und dazu zählt das Empowerment von Müttern selbstbestimmt ihren EIGENEN Weg zu gehen – jenseits von gesellschaftlichem Druck und in finanzieller Freiheit!

    • fraufreigeist

      Ich denke genau das ist der Punkt. Wir Frauen/Mütter müssen unseren eigenen Weg gehen können und zwar selbstbestimmt. Wenn der so aussieht, das Amt der Innenministerin in der Familie zu übernehmen ohne weiteren „Nebenjob“ ist das genauso gut, als wenn sie sich entscheidet Vollzeit zu arbeiten oder sonst was zu tun.

  • Dr. Annette Pitzer

    Danke, für diesen tollen Blogartikel. Meine „Nur Hausfrau Patienten“ stöhnen regelmäßig über ihr Arbeitspensum und schauen mich ganz irritiert an, wenn ich ihnen sage, dass ich das kenne. Als berufstätige Frau wird einem immer unterstellt, dass man eine Putzhilfe, Wäschefrau und einen Gärtner hat. Dem ist in den meisten Fällen aber nicht so.
    Alles Liebe
    Annette

  • Diana

    Ich mag diese Vorurteile und Verallgemeinerungen auch nicht. Wie du schon schreibst, auch berufstätige Frauen und Mütter haben im Haushalt noch genug zu tun. Selbst wenn man es sich mit dem Mann teilt, je nachdem wie viel Zeit jeder aufbringen kann, gibt es immer was zu tun. Und auch einer Frau, die nicht berufstätig ist, sondern sich alleine um Haushalt und Kinder kümmert, wird es sicherlich nicht langweilig zu Hause. Es ist ein Job ohne Feierabend und Wochenenden.

    Liebe Grüße,
    Diana

    • fraufreigeist

      Genau darum geht es. Jeder hat seine Aufgaben, ob im Beruf, im HAushalt, in der Kindererziehung oder in allem. Nichts ist mehr oder weniger Wert als das andere und niemand ist mehr oder weniger Wert als der Andere.

  • Auszeitgeniesser

    Ja, ja… das bisschen Haushalt macht sich von allein… ?
    Genau das ist der Grund, warum weder diese Arbeit noch Kindererziehung oder Altenpflege vernünftig bezahlt werden.
    Ein toller Artikel.
    LG Katja

    • fraufreigeist

      Ja, das stimmt wohl. Schade, dass die Leute eher bereit sind, ihrem Bankberater Unmengen an Geld zu bezahlen, als den ErzieherInnen, Krankenschwestern und AltenpflegerInnen.

  • Sophia

    Hallo Frau Freigeist,

    danke für diesen wunderbaren Beitrag. Unsere Gesellschaft hat sich in alten Strukturen und Rollenbildern festgefahren. Wir leben in einer Ausbruchszeit und versuchen nach und nach aus diesen Stereotypen auszubrechen. Trotzdem werden Frauen (warum auch immer) meist von Männern immer noch klassisch ‚hinter den Herd‘ zitiert. Da ist noch Bedarf an Veränderung da – vielen Dank für deine Ansichten 🙂

    Liebe Grüße aus Berlin
    Sophia

    • fraufreigeist

      Da hast du Recht. Danke für das tolle Feedback. Du hast Recht, Frauen sollten nicht von ihren Männern hinter den Herd zitiert werden. Es gibt aber auch Frauen, die aus freien Stücken den Weg als Hausfrau wählen und die sollten mehr Anerkennung bekommen. Von den Männern, von der Gesellschaft und auch von anderen Frauen!

  • Silvia

    Eigentlich skurril, dass sich das Frauenbild so sehr wandelt, aber trotzdem an diesen Rollenbildern festgehalten wird. Klar sollte man der Hausfrau mehr Anerkennung entgegen bringen und sie auch in der Gesellschaft besser stellen. Gleichzeitig finde ich aber, dass es nicht immer nur die Frauen sein sollten, die diese Rolle annehmen, sondern dass es ja auch einige Männer gibt, die in die Rolle des Hausmanns schlüpfen und wahrscheinlich genauso belächelt werden. Da muss noch einiges geschehen, danke für den schön geschriebenen Artikel 🙂
    Liebe Grüße
    Silvia

    • fraufreigeist

      Ja, egal ob Hausfrau oder Hausmann, beide haben Anerkennung für ihren „Job“ verdient. Da gibt es noch viel zu tun, damit die Gesellschaft endlich umdenkt! Ich hoffe, mein Artikel konnte schon den ein oder anderen zum Nachdenken anregen.

  • Jana

    Ich musste so einige Male schmunzeln, vor allem im oberen Bereich deines Beitrags. Ich häkel nämlich auch total gern, aber bin nicht so fantasielos wie die fiktive Sabine 🙂

    Im Haushalt mit Kindern fallen echt so viele Aufgaben an, dass man gut von morgens bis abends beschäftigt ist. Und wenn dann auch noch der Job dazu kommt, bleibt nur noch wenig Zeit für sich selbst!

    Liebe Grüße
    Jana

  • Avaganza

    Schlimm dass der Begriff „Hausfrau“ noch immer negativ belastet ist. Rückblickend finde ich es schade dass ich die ersten Jahre nicht einfach nur Hausfrau sein konnte sondern mich zwischen Job und Haushalt „zerspragelt“ habe. Wenn ich bei den Kindern zu Hause geblieben wäre, hätte ich mich zu 100% um sie und ihre Bedürfnisse kümmern können. Leider können sich viele Familien finanziell gar nicht mehr leisten dass einer zu Hause bleibt.

    lg
    Verena

    • fraufreigeist

      Ja, ich finde es auch schade, gerade wo die Hausfrau und Mutter oder der Hausmann und Vater aus meiner Sicht einen anspruchsvollen Job machen, der gute Nerven, Organisationstalent, Improvisationstalent und viel Herz voraussetzt!

  • Cornelia

    Beim Lesen des Artikels musste ich durchaus schmunzeln – danke dafür! Nach Kindererziehung und Karriere im Job bin ich seit einigen Jahren zu Hause und genieße es. Die Reaktionen meiner Mitmenschen darauf sind mitunter lustig, mitunter zum Schreien. Ganz besonders blöd finde ich eine Standardfrage: was machst du eigentlich den ganzen Tag?

  • Bettina Halbach

    …. ich habe keine Familie, weder Mann noch Kinder weil ich die Rolle der Hausfrau immer schrecklich fand. Meine Mutter war krank von der Doppelbelastung Kinder, Altenteiler und Landwirtschaft. Darum habe ich meinem Leben eine andere Wendung gegeben, ganz bewusst, ich verstehe gut, dass du dich gegen die Sichtweise, die unsere Gesellschaft von der Hausfrau hat wehrst, so wie es Marilyn Monroe schon getan hat, liebe Grüße Bettina

  • Anja

    So ein toller Beitrag meine Liebe. Ich finde es absolut schrecklich, wie mittlerweile über Frau geurteilt wird. Eigentlich ist es ganz gleich was man macht, weil man eigentlich nie etwas richtig machen kann. Bist du Mutter und bleibst zu Haus, ist es falsch. Gehst du nach einem oder zwei Jahren wieder arbeiten, bist du eine Rabenmutter, weil du deine Kinder alleine lässt. Also soll man doch bitte zu Hause für seine Kinder da sein, sich aber gleichzeitig nicht von einem Mann abhängig machen. Wie soll es also laufen, in den Augen der Kritiker, die meistens selber keine Kinder haben.

    Viele liebe Grüße Anja

    • fraufreigeist

      Ja, das ist echt traurig, dass man es nur falsch machen kann… Dabei machen wir Frauen und Mütter eigentlich soo vieles richtig!

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