Achtsamkeit

Warum Babys verwöhnen gar nicht geht… oder „Mama, du verwöhnst mich nicht!“

Niemand kann Babys verwöhnen!

Babys verwöhnen

Liebe Mama, du kannst mich nicht verwöhnen! Niemand kann Babys verwöhnen! Aber du kannst meine Bedürfnisse ernst nehmen und befriedigen.

Ich war fast 10 Monate in deinem Bauch. Dort war es immer gemütlich warm, ich musste nie Hunger leiden, wurde 24 Stunden am Tag geschaukelt und mit deinem Herzschlag beruhigt.

Jetzt ist alles anders.

Es ist laut.

Aber anders laut, als in deinem Bauch. Ich höre deinen Herzschlag nicht mehr. Nur, wenn du mich ganz nah am Körper trägst. Dann fühlt es sich wieder ein bisschen so an wie vor meiner Geburt. Das beruhigt mich, ich fühle mich sicher.

Ich habe Hunger.

Ein ganz neues Gefühl für mich. In deinem Bauch gab es das nicht. Ich muss mich erst daran gewöhnen. Es fühlt sich doof an und tut fast ein bisschen weh. Deshalb schreie ich laut, weil ich mich dann unwohl fühle. Erst wenn ich an deiner Brust liege und deine süße Milch trinke, geht es mir besser.

Mir ist kalt.

Hier draußen herrschen andere Temperaturen als in deinem Bauch. Es zieht, ist windig. Aber wenn du mit mir kuschelst, dann wird mir warm.

Ich habe Angst.

Ich fühle mich schnell alleine und habe Angst, wenn keiner bei mir ist. In deinem Bauch war ich nie alleine, habe dich immer gespürt. Jetzt brauche ich deine Nähe, um mich sicher zu fühlen. Zu wissen: Du bist da und beschützt mich!

Hör nicht hin!

Höre nicht auf all die selbsternannten Erziehungsexperten, die dir sagen wollen, was gut für mich ist. Die dir einreden wollen du würdest mich verwöhnen, wenn du mich trägst, stillst und kuschelst. Ich werde kein Tyrann und schlafe nicht für den Rest eurer Tage bzw. Nächte in eurem Bett. Und ich werde nicht ewig an deiner Brust hängen. Irgendwann bin ich bereit und kann all das alleine schaffen.

Aber jetzt brauche ich dich!!! (Und das hat nix mit Babys verwöhnen zu tun)

Bitte…

Bitte stille mich, wenn ich Hunger habe und nicht, wenn die Uhr die „richtige“ Zeit anzeigt. Manchmal will ich nämlich gar nicht nur essen/trinken, sondern kuscheln, weil der Tag aufregend war, ich Angst habe oder die ganzen neuen Eindrücke an deiner Brust – meinem sicheren Hafen – verarbeiten muss.

Bitte trage mich so oft es geht damit ich dich spüren, dein Herz hören und ganz sicher sein kann, du bist bei mir.

Bitte lasse mich nicht alleine, wenn ich Angst habe. Schreien stärkt nicht die Lungen. Ich tue es aus Todesangst, denke, du hast mich verlassen. Gib mir Nähe in dieser für mich noch so ungewohnten, neuen und manchmal unheimlichen Welt.

Ich schreie nicht, um dich zu ärgern, zu manipulieren oder weil ich meinen Willen bekommen möchte. Sondern immer, weil ich ein Bedürfnis habe, das gestillt werden kann mit Nähe, Wärme, Milch, Liebe, gutem Zureden oder einfach Dasein.

Ich weiß…

Natürlich ist das für dich auch manchmal anstrengend. Ich spüre, dass du manchmal verzweifelt bist, weil du nicht mehr weiter weißt, wenn ich scheinbar grundlos schreie. Aber es gibt immer einen Grund und ich brauche nur dich, um glücklich und zufrieden zu sein.

Danke!

Du wirst sehen, ich danke Dir für deine Ausdauer, deine Liebe, deine durchwachten Nächte und ungeduschten Tage. Ich danke dir mit meinem Lächeln, meinem Vertrauen und meiner Liebe, auch wenn ich es dir noch nicht so zeigen kann.

Alles was du mir Gutes tust ist wertvoll für mich und unsere Bindung. Also höre bitte auf deinen Mutterinstinkt und auf meine Signale. Du wirst sie verstehen, wenn du auf sie achtest.

Zweifle nicht an dir, du bist die beste Mama für mich!

In Liebe, dein Baby

Also Mamas, man kann keine Babys verwöhnen! Habt ihr auch schon Sprüche in diese Richtung zu hören bekommen? Wenn ja, wie habt ihr reagiert?

7 Kommentare

    • fraufreigeist

      Danke sehr! Leider ist diese Auffassung aber noch in vielen Köpfen der älteren Generationen verankert und wird entsprechend häufig noch hervorgekramt.

  • Jana

    Das hast du echt schön geschrieben! Mein „Baby“ wird morgen schon 17 Jahre alt, ich kann mich nicht mehr wirklich erinnern, ob ich damals viele solcher gut gemeinten Tipps bekommen habe, aber ich würde das gern noch mal alles erleben!

    Liebe Grüße
    Jana

  • Sigi

    Hi Brit,

    durchaus ein anregender Beitrag. Ich denke über kaum etwas gehen die Meinungen so auseinandner wie bei der Kindererziehung – umso kreativer, das Thema „Verwöhnen“ aus der Sichtweise des Babys in Angriff zu nehmen. Berührende Worte.

    lg Sigrid

Eine Antwort schreiben

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert