Erziehung,  Freigeist

Kinderschlaf – 4 ultimative Tipps für mehr Gelassenheit

Kinderschlaf… Eigentlich wollte ich das Thema Baby- und Kinderschlaf hier nicht aufgreifen. Aber eine Begegnung im Bettenfachgeschäft und ein Gespräch mit einer anderen Kita–Mutter lassen mir doch keine andere Wahl…

Der Kinderschlaf meiner Großen – Die Vorgeschichte

Unsere Große war schon immer eine Ausnahme-Schläferin. Sie braucht nicht so viel Schlaf wie manch andere Kinder. Manchmal tut sie sich schwer mit dem Einschlafen, am Liebsten auf Mamas oder Papas Arm und mit weißem Rauschen. Durchschlafen tut sie bis heute nicht regelmäßig, sie wacht öfters auf und kann nicht wieder alleine einschlafen, braucht viel Nähe und Körperkontakt und zieht daher abends oder spätestens nachts ins Elternbett um. Immer wieder haben wir in der Vergangenheit versucht, sie nachts in ihrem Bett zum Weiterschlafen zu bewegen. Keine Chance… Ich weiß nicht, wieviele Ratgeber ich zum Thema Kinderschlaf gewälzt habe.

Weil es aber in der bisherigen Form für uns mit dem Kinderschlaf (und auch dem Erwachsenenschlaf) im Familienbett nicht mehr klappte – zu wenig Platz – und wir sowieso ein neues Bett kaufen wollten, haben wir uns vor gut einem Jahr aufgrund der damaligen Schlafsituation für ein „richtiges“ Familienbett entschieden.

Wie muss man sich das vorstellen?

Kinderschlaf im XXL-Familienbett
Kinderschlaf im XXL-Familienbett

Die Maße dieses Familienbettes sind 270 × 200 cm, d.h. es passen drei Lattenroste und Matratzen a 90×200 cm in das Bettgestell. So hat jeder eine eigene Matratze und wir alle haben ganz viel Platz! Später, wenn die Große (und auch die Kleine) dann doch irgendwann ausgezogen sind (aus dem Schlafzimmer natürlich) ist das Bett zurückbaubar in ein 180 × 200 cm großes Doppelbett.

Das Bett haben wir also im Internet bestellt, Lattenroste und Matratzen wollten wir in einem Bettenfachgeschäft kaufen. Also ließen wir uns in einem solchen umfassend und kompetent beraten. Als gegen Ende des Beratungs- und Kaufgesprächs rauskam, dass wir ein Familienbett bestellen, in das die Lattenroste und Matratzen eingelegt werden sollen, ernteten wir schon den ersten erstaunten Blick. Ich erklärte geduldig den Sinn und Zweck eines Familienbettes und erwähnte auch, dass es eben später zum Doppelbett umgebaut werden könne, wenn das Kind/ die Kinder im eigenen Zimmer schlafen. Da antwortete die Verkäuferin sichtlich verdutzt: „Aber wie lange ihre Tochter in Ihrem Bett mitschläft haben sie doch selbst in der Hand!“ Ich erwiderte darauf nichts mehr, denn ich wollte mit der Dame keine Grundsatzdiskussion über Baby– und Kinderschlaf führen.

Haben wir das wirklich selbst in der Hand?

Natürlich könnte ich auf Biegen und Brechen mit viel nächtlichem Ärger und Frust das noch nicht dazu bereite Kind stündlich wieder in ihr eigenes Bett verfrachten. Aber dabei würde ich ihr offensichtliches Bedürfnis nach Nähe und Körperkontakt ignorieren und vom eigenen daraus entstehenden Schlafdefizit möchte ich gar nicht erst anfangen. Und warum sollte ich mein Kind damit so übergehen? Weil es in den westlichen Ländern gesellschaftlich verschrien ist, das Kind im Elternbett schlafen zu lassen? Oder weil es hier „normal“ ist, dass Kinder mit sechs Monaten durchschlafen und spätestens mit einem Jahr das Elternschlafzimmer verlassen müssen? Oder etwa wegen der allgemeinen Befürchtung, das Kind sonst nie mehr aus dem eigenen Bett zu kriegen?

Nein, genau von diesen (sinnfreien) gesellschaftlichen Konventionen und „Empfehlungen“ von selbsternannten Erziehungsexperten machte ich mich nun mit dem Kauf eines Familienbettes frei. In anderen Ländern und Kulturen haben die Menschen viel mehr verstanden, was ein Baby/Kind braucht. Dort ist es normal, dass Kinder 5-6 Jahre bei den Eltern schlafen. Da läuft alles über Körperkontakt (Tragen, Co-Sleeping etc.) Und da wurde ganz ohne Lehrbücher erkannt, dass Kinder erst frühestens mit 3-4 Jahren die nötige Gehirnreife entwickeln, alleine schlafen zu können. Mir ist klar, dass es auch viele Kinder gibt, die sehr bald alleine ein – und durchschlafen. Aber es gibt eben genauso viele andere Kinder, die dazu (noch) nicht in der Lage sind.

Letzte Woche ergab sich ein Gespräch mit einer anderen Kita – Mutter beim abholen. Wir kamen auf das Thema Schlaf zu sprechen und sie erzählte, dass ihr Sohn kein guter Schläfer wäre und sagte dann Folgendes: „Aber wir haben ihm natürlich auch alle möglichen doofen Sachen angewöhnt: Einschlafstillen, rumtragen etc. Wir sind selber schuld…!

Selber Schuld am Kinderschlaf?

Erstens: Meiner Meinung nach sind das keine schlechten Angewohnheiten. Das sind ganz natürliche Einschlafhilfen, die es uns und dem Baby/Kind leichter machen. Sie haben auch nichts mit einem überzogenen Verwöhnprogramm zu tun. Ich habe die Große selbst 13 Monate in den Schlaf gestillt und ob man es glaubt oder nicht: Sie ist nicht wach, seit ich damit aufgehört habe. Sie schlief danach noch eine Weile mit Flasche ein und seit Langem jetzt auch ohne alles.

Zweitens: Niemand ist „schuld“ am Schlafverhalten des Kindes!!! Lasst euch das nicht einreden! Es gibt eben Kinder, die schlafen besser und es gibt welche, die schlafen schlechter. Genauso wie bei uns Erwachsenen. Und das habt nicht ihr ausgelöst mit Einschlafstillen o.Ä. 

Deshalb gibt es heute keine Tipps für besseren Kinderschlaf (ich habe viele Ratgeber dazu gelesen und bei uns hat kein einziger Tipp geholfen), sondern hier kommen meine Tipps für mehr Gelassenheit:

Kinderschlaf im Familienbett
Kinderschlaf – meine Tipps

1. Nimm es wie es kommt!

Kinderschlaf ist eben unberechenbar! Dein Kind tut sich schwer beim Ein- und/oder Durchschlafen? Es möchte nicht alleine schlafen? Dann verschwende deine Energie nicht mit Ratgebern und vergeblichen und erfolglosen Versuchen, daran etwas zu ändern. Sondern stecke sie lieber ind die Befriedigung des Nähebedürfnisses.

„Immer locker bleiben“ ist auch die Devise von Katharina in ihrem Blogpost „Schlaf, Baby, schlaf“ auf ihrem Blog Windeln und Workouts

2. Arrangiere dich mit dem Kinderschlaf!

Mach das beste draus und es euch so leicht wie möglich. Lass das Kind im Familienbett oder zumindest im Elternschlafzimmer schlafen, wenn es das braucht. Bringe das Kind so in den Schlaf wie es am besten funktioniert. So haben alle Beteiligten weniger Frust und doch mehr Schlaf, da du nicht 100 mal aufstehen und ins andere Zimmer rennen musst.

3. Was nicht passt wird passend gemacht!

Du möchtest das Familienbett praktizieren, aber es ist zu eng? Kauft oder baut euch eine Schlaflandschaft. Es gibt im Netz inzwischen auch ganz tolle Bauideen für riesige Betten und für den kleinen Geldbeutel. Oder tüftelt so lange rum, bis ihr für euch die beste Lösung gefunden habt. Es kann auch eine Schlafmöglichkeit im Kinderzimmer für ein Elternteil aufgebaut werden oder oder oder. Seid kreativ und macht es euch so gut es geht.

4. Vertraue deinem Kind!

Von solchen Aussagen „Die kriegst du nie mehr aus dem Bett raus!“ halte ich gar nichts! Ich vertraue meinem Kind, dass es irgendwann in der Lage sein wird alleine (oder eventuell später mit einem Geschwisterkind zusammen) schlafen zu können. Und dann wird sie es auch signalisieren. Wenn man sie lässt und sie nicht von außen dazu gebracht werden es zu verlernen, dann spüren und merken Kinder selbst, wann sie zu etwas bereit sind. Lassen wir Ihnen die Zeit, die sie brauchen, denn es kommt alles zu seiner Zeit.

Ich habe selbst fast zwei Jahre gebraucht, um das endgültig so zu akzeptieren aber jetzt geht es mir damit viel besser. Und auch die Große schien das schnell zu spüren, denn die Nächte wurden deutlich besser.

29 Kommentare

    • fraufreigeist

      Ja, ist es theoretisch auch. Es kommt aber immernoch oft genug vor, dass die Große irgendwann von ihrer Bettseite zu mir wandert und wir dann doch wieder zu zweit auf 90 cm liegen…

      • Steffi

        Huhu,

        ich kenne von vielen Bekannten dass das Kind mit im Bett schlafen durfte und bisher hat das „abgewöhnen“ immer von alleine geklappt… ich finde das es auch jeder selbst entscheiden muss!

        Lg
        Steffi

        • fraufreigeist

          Ich denke auch, dass die Kinder selbst signalisieren, wenn sie bereit sind ins eigene Bett umzuziehen. Bei uns klappt es inzwischen auch ab und zu, dass sie in ihrem Zimmer schläft. Wir überlassen ihr die Entscheidung.

  • Die gute Laune

    Tolle Einstellung! Sehe ich übrigens auch so … Gelassenheit ist meiner Meinung nach das A und O bei der Kindererziehung. Die meisten derartigen Dinge regeln sich wirklich von alleine … Zudem sind viele Dinge bei Kindern einfach Phasen. Kaum freut man sich, dass die eine Phase vorüber scheint, dauert es nicht lange, und man ist mit der nächsten Herausforderung konfrontiert. Aber das ist gut und gehört einfach dazu!

    Alles Gute und weiterhin „viel Gelassenheit“,

    Doris von https://diegutelaune.com

    • fraufreigeist

      Vielen Dank! Ja, vieles regelt sich von selbst, wenn man genug Geduld aufbringt. Und wenn die Kinder die Gelegenheit kriegen, das Tempo zu bestimmen.

    • fraufreigeist

      Ja, das war mir auch wichtig, schließlich werden die Kinder ja doch früher oder später aus dem Bett ausziehen…

  • Carry

    An sich finde ich die Idee mit dem Familienbett wirklich gut, vor allem da man dann einfach mehr Platz hat. Noch weiß ich nicht ob sowas für mich in Frage käme, aktuell bin ich eher dafür, das Kind im eigenen Bett schlafen zu lassen. Aber noch habe ich ja eh keine Kinder ^^

    • fraufreigeist

      Ich hatte auch genaue Vorstellungen BEVOR ich Kinder hatte. Seit die Große da ist, musste ich aber viele Prinzipien, Ideen und Vorstellungen neu überdenken und optimieren.

  • Busymamawio

    Ohje das Thema kenne ich nur zu gut! Schön meine große hat immer schlecht geschlafen, selbst jetzt mit 6 Jahren ruft sie ab und zu. Die kleine hat dann direkt ab dem ersten Lebenstag neben mir im Bett gelegen, sie braucht einfach diese Nähe. Viele kommen bei uns schockiert rein und fragen nach dem Baby Bett… Ich muss dann jedes Mal erklären dass es keines gibt. So ist das nun einmal 🙂
    Viele Grüße
    Wioleta von http://www.busymama.de

    • fraufreigeist

      Wir haben jetzt für das Baby, das unterwegs ist, auch kein Bett gekauft. Wir werden erstmal das Kind kennenlernen und dann ja sehen, was es braucht. Notfalls kann man ja jederzeit noch eins holen.

    • fraufreigeist

      Ja, wie schon im Beitrag erwähnt: Was nicht passt wird passend gemacht. Und in Kürze wird dann auch noch das nächste Familienmitglied darin Platz finden.

  • Mish

    Wir haben unsere Kids auch lange im Familienbett schlafen lassen, heute ist es noch so, dass die jüngeren zwei ihre Einschlafbegleitung in ihrem Bett brauchen. Wir legen uns zu Ihnen hin bis sie eingeschlafen sind. Danach kuscheln wir Grossen uns ins Elternbett. Wenn sie nachts rufen wechsle ich dann oft mein Bettlager. Ist bestimmt etwas komplizierter als das Familienbett beizubehalten aber bei inzwischen 3 Kindern würde uns das etwas zu eng werden.

    Herzlich Mish mishpourelle.ch

    • fraufreigeist

      Oh ja, bei drei Kindern ist das schon knackig, alle zusammen in einem Bett. Bin auch gespannt wie das bei uns dann wird, wenn das Baby da ist.

  • Jana

    Ich wusste gar nicht, dass es solche großen Familienbetten gibt! Wieder was dazugelernt! Meine Tochter hat auch lange Zeit lieber bei mir als in ihrem Bett geschlafen! Ich fand das schön und würde es wieder so machen!

    Liebe Grüße
    Jana

  • Anja

    Liebe Britta, wir haben auch ein Familienbett und sind damit voll und ganz zufrieden. Auch wenn viele immer dagegen wettern, ist das Familienbett für uns einfach die beste Möglichkeit in Ruhe zu schlafen. Anstatt drei oder vier mal in der Nacht aufzustehen und runter ins Kinderzimmer zu gehen, können wir die kleine nun direkt neben uns beruhigen und alle schlafen besser. Insbesondere auch die kleine schläft wesentlich ruhiger, Fester und wir sind am nächsten Morgen alle wesentlich entspannter. Ich bin aber genauso davon überzeugt dass es Familien gibt, wo das Familienbett einfach keine Möglichkeit ist, wo die Kinder einfach besser in ihrem eigenen Bett schlafen. Ich bin aber auch der Meinung, dass jeder das für sich selber entscheiden sollte und zum Wohle seiner Familie Entscheidungen treffen sollte. Ich mag es überhaupt nicht, wenn man dafür angefeindet wird wie man die Schlafsituation für sich gestaltet. Dein Beitrag finde ich wirklich klasse und er hilft wahrscheinlich einen Familien weiter, die sich überlegen ein Familienbett einzurichten. Viele liebe grüße Anja

    • fraufreigeist

      Ja, ich denke es ist nicht die Patentlösung für alle. Jede Familie muss schauen, was für sie das Beste ist. Wir für uns sind mit diesem Weg jedenfalls sehr zufrieden.

  • Natascha

    Wir können uns zum Glück mit dem Schlaf unserer Kleinen nicht beklagen. Sie schläft sehr gut und auch lange. Das liegt vielleicht auch daran, dass sie seit Beginn bei uns im Familienbett schläft.

    Mit nun knapp 2,5 Jahren schläft sie eine Hälfte der Nacht in ihrem Bett und wenn wir selber ins Bett gehen, dann kommt sie mit zu uns. Das klappt wunderbar.

    Gruss
    Natascha

    • fraufreigeist

      Das ist schön, dass eure Kleine eine gute Schläferin ist. Unsere hat auch von Anfang an im Familienbett geschlafen. War leider auch kein Garant für guten Schlaf…

  • Sarina

    Vorab erstmal, das Bett ist ja der Hammer. Wie riesig 😀 Also ich bin da ganz deiner Meinung. Auf biegen und brechen sollte man das Schlafen im eigenen Bett nicht erzwingen. Das ist völliger Quatsch. Ich finde das gibt sich nach der Zeit sowieso von alleine. Zumindest war es bei uns so und ich empfinde die Zeit auch als sehr schön. Was spricht denn dagegen wenn die Kinder lange noch in meinem Bett schlafen? wer sagt den was richtig oder falsch ist? Mich hat sowas auch nie gestört und irgendwie haben wir das dann auch immer richtig gemacht wie ich finde.

  • Anni

    Ich kann mir gut vorstellen, dass sie in euren Armen schenller einschläft. Manchmal hilft auch ein schönes Kinderbett, dass auch visuell für das Kind spannend ist. So etwas findet man in einem Betten-Fachgeschäft.

Eine Antwort schreiben

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert